Das Traunsteiner „Aufschlag Truchl“

Der Fokus dieser Ausgabe gilt der „Aufschlag Truchl“ (Abb. 1), einer Truhe für die sogenannten Aufschlaggelder, womit die Verbrauchersteuer auf alkoholische Getränke gemeint ist. Vermutlich waren einst auch Dokumente für den von der Hofkammer genehmigten Bieraufschlag darin verwahrt. Sämtliche Aspekte dieses Objekts, das im II. Obergeschoss des Heimathaus‘ ausgestellt ist, betreffen die Bierstadt Traunstein. Von den ehemals sieben alteingesessenen Brauereien - später gab es noch einige Brauhäuser, die heute zum Teil nicht mehr bekannt sind (Auskunft von Stadtarchivar Franz Haselbeck) - stellen noch immer drei Brauereien wesentliche Säulen der heimischen Bierbraukunst dar. Des Weiteren erfolgte die Herstellung des „Truchls“ vor Ort und wird dem Maler Gregor Hueber zugeschrieben. Das kaum erkennbare Stadtwappen Traunsteins ist im Schriftzug involviert (Abb. 2) und weist diese Truhe als Exponat Traunsteiner Biergeschichte aus.

 

Abb. 1: Truhe für Aufschlaggelder, Traunstein 1611. (Foto: Veronika Leopold)
Abb. 2: Deckelaußenseite mit Aufschrift. (Foto: Veronika Leopold)

Mit dem Jahr 1543 wurde erstmals die Verbrauchssteuer für Alkohol - Wein, Met, Branntwein und importiertes Bier - im Herzogtum Bayern erhoben. Später, ab 1572 musste zum Leidwesen der ansässigen Bierbrauer auch das im Herzogtum gebraute Bier besteuert werden. Der eingezogene Anteil ging nicht an den Herzog, sondern an die „Landschaft“, das waren die Vertreter von Geistlichkeit, Adel und Bürgertum. Verwendet wurden die Einnahmen hauptsächlich zur Tilgung von Staatsschulden. Für die dafür angefertigte Truhe waren zwei unterschiedliche Schlösser vorgeschrieben, wofür nur der Aufschläger und der Gegenschreiber, dessen Rechnungsprüfer, einen Schlüssel hatten. Somit sollte unsachgemäßen Entnahmen aus der Truhe vorgebeugt werden. Auf unserer Aufschlagtruhe befinden sich diese Schlösser an der Vorderseite. Hergestellt wurde die Truhe im Jahr 1611, was zwischen den Schlössern abzulesen ist. Der dafür beauftragte Maler Gregor Hueber ist ab dem Jahr 1592 in Traunstein belegbar. Er ehelichte die Tochter des Werkstattleiters Martin (Nachname unbekannt), der im Jahr 1594 verstarb. Somit waren die Voraussetzungen für das Bürgerrecht gegeben, welches Hueber im selben Jahr verliehen wurde. Seine Niederlassung hatte er am „Oberen Tor“, dem einstmals westlichen Zugang zum Stadtkern, in nächster Nähe des heutigen Stadt- und Spielzeugmuseums. Geführt wurde die Werkstatt als „Familienbetrieb“, in dem auch die Schwiegermutter beim Anreiben der Farben half. Unter anderem schuf Hueber im Jahr 1611 das Holzepitaph für den Traunsteiner Bürgermeister Hans Schächner, das sich in der damaligen Pfarrkirche in Haslach befindet - im Jahr 1851 wurde der Pfarrsitz von Haslach nach St. Oswald in Traunstein verlegt. Auch die im Juli hier vorgestellte „Schandmaske“ wird Gregor Hueber zugeschrieben.

 

Die Aufschlagtruhe schildert die Darstellung einer Qualitätsprobe, vermutlich handelt es sich um die kommunale Bierbeschau. So wurde auf Grundlage dieser Bewertung der Schankpreis festgesetzt. Rechts im Bild stehen zwei Beamte hinter einem liegenden Fass. Der „Visierer“ mit der Messlatte - die sogenannte Visierrute - in der Hand, öffnet das Fass. Sofort springt ein Bierstrahl senkrecht hoch. Der „Aufschläger“ rechts außen notiert das Ergebnis. Zwei weitere Männer dürften soeben den Gerstensaft verkostet haben und fassen sich an den Kopf. Humorvoll wird hier eine Situation präsentiert, wie sie der eine oder andere Amtmann seinerzeit wohl erlebt hat. Dass dieses Bild die Qualitätsprüfung von Wein zeigt, ist unwahrscheinlich, da eine Weinbeschau zumindest in den herzoglichen Landes- und Polizeiordnungen von 1553 und 1616 nicht vorgesehen war.

 

Im Jahr 1854 fertigte Joseph Kramer eine Kopie der Darstellung auf Papier an. Auch diese befindet sich in den Ausstellungsräumen des Heimathaus‘.

Literatur:
Nadler, Michael, Reinheitsgebot und Staatssäckel. In: Bier in Bayern, hrsg. v. Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Cindy Drexl u.a., Kat. zur Bayerischen 
Landesausstellung 2016, Regensburg 2016, S. 156.

Rosenegger, Albert, Traunsteiner Maler zwischen Renaissance und Barock. 1. Teil: Die Huebersche Werkstatt am Oberen Tor. In: Jahrbuch 2021 (Historischer Verein für den Chiemgau zu Traunstein), 33. Jg., Traunstein 2021, S. 153-171.

 

Veronika Leopold
Stiftung Heimathaus Traunstein
(November)

Gefördert durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

 

Veranstaltung: „Kennen Sie das (weihnachtliche Brauchtum)?“

 

Weihnachtliche Bräuche und Rituale haben eine lange Geschichte. Bei unserer abendlichen Veranstaltung soll - auch anhand ausgewählter Exponate - eine kleine Einführung zur Entstehung des Brauchtums geboten werden.

 

Ort: Heimathaus Traunstein, Stadtplatz 2-3, Erdgeschoss

Zeitpunkt: 14.12.2022, 18 Uhr (bis ca. 18,45 Uhr)

Eintritt: kostenlos

Der Saal ist barrierefrei zugänglich. Für Sitzgelegenheit ist gesorgt.

Wenn Sie Fragen haben: Tel. 0160 7631038.

 

Auf einen stimmungsvollen Abend freut sich Veronika Leopold.

Zum Seitenanfang