Was ist Weihnachten?

Liebe Besucherinnen und Besucher der Heimathaus-Website!

Was ist Weihnachten? Mit Sicherheit werden Sie mir Recht geben, dass sich der Ursprungsgedanke auf die Geburt Christi bezieht. Jesus Christus, der Sohn des Schreiners Josef und Maria, wohnhaft in Nazareth. Ich denke, auch jene unter Ihnen, denen die Ideologie des Christentums nicht geläufig ist, kennen die eine oder andere Darstellung von einem Kind, „das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lk 2,12). Eventuell steht auch bei Ihnen zu Hause eine Krippe mit Jesus, Maria und Josef sowie Ochs und Esel. Die beiden zuletzt genannten sind von einer Krippe nicht wegzudenken, obwohl sie in der Bibel, weder im Matthäus- noch im Lukasevangelium (Mt 1,18 und Lk 2,1) vorkommen. Im Besonderen üben diese wertvollen Nutztiere für die Kleinen unter uns besondere Anziehungskraft aus. Wenn es sich auch um einen kontemplativen Moment handelt, vermitteln Ochs und Esel die Lebendigkeit in der Darstellung. Sie unterstreichen die von zarter Emotion geprägte Atmosphäre der Stallszene. Denn sie sind intuitive Wesen und nie gänzlich kontrollierbar. Ob sie im nächsten Moment wieder abtauchen und vom Stroh fressen, wer weiß das schon.

Im hier thematisierten Bild einer „Geburt Christi“ (InvNr 010414, Stiftung Heimathaus) ist das Vieh völlig im Dunkeln, aber doch rechts am Bildrand erkennbar. Dieses Ölgemälde des in Traunstein geborenen Historienmalers Max Fürst (1846-1917) fokussiert auf das Interesse von außen auf das Kind. Dieses Außen wird verkörpert von sieben in sich ruhenden, aber neugierig blickenden Engeln, die das Jesuskind anbeten, während es liebevoll von seiner Mutter auf dem Stroh gebettet wird. Die blonden Himmelsboten erinnern an Kinder, die die Köpfe zusammenstecken und eine sehr interessante Entdeckung bestaunen. Im Gegensatz zu Ochs und Esel finden die Engel als „großes himmlisches Heer“ (Lk 2,13) Erwähnung in der Heiligen Schrift. Auffallend an dieser Darstellung ist, dass das Hauptlicht nicht von außen kommt, sondern dass Christus selbst das Licht verströmt. Deutlich wird dies, indem jede Figur vorne beleuchtet ist. Rechts im Mittelgrund öffnet ein Torbogen den Ausblick in die nächtliche Landschaft. Der Stern über Bethlehem leuchtet und dessen Schein wirft seinen Strahl bis in den Stall. Dieser Kunstgriff, den Bildraum in Form von beispielsweise geöffneten Türen zu erweitern, wurde von Künstlern mitunter schon im 15. Jahrhundert angewendet. Und es funktioniert auch in diesem Gemälde. Schon stellen wir uns eine Landschaft hinter der Stallmauer vor, ausgehend davon, was wir durch den Torbogen schemenhaft erspähen. Auch links hinter Josef findet dies an der angedeuteten Fensteröffnung Anwendung.

Diese „Geburt Christi“ präsentiert eine rundum harmonische Darstellung, die aufgrund der Lichtführung unmissverständlich auf die Kernaussage des Themas verweist.

Über Max Fürst: Der Historienmaler und Heimatforscher besuchte die Königliche Akademie der Künste in München und blieb seither seinem Stil treu. So ist er künstlerisch als „Nazarener“ einzuordnen. Hauptsächlich malte er zu religiösen Themen. Nicht weniger als 39 Gotteshäuser stattete er mit seinen Bildern aus. Das Deckenfresko der soeben renovierten Stadtpfarrkirche St. Oswald in Traunstein ist ein imposantes Beispiel darunter.

Ich wünsche Ihnen fröhliche Weihnachten und kommen Sie gesund durchs Neue Jahr!

Veronika Leopold
Stiftung Heimathaus
(Dezember 2021)

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