Aktuelles
Veranstaltungen
Der Historische Verein im Chiemgau zu Traunstein e. V. veranstaltet in der Zieglerwirtstube des Museums regelmäßig historische und heimatkundliche Vorträge.
Auch Veranstaltungen öffentlicher Art, wie etwa die VHS Traunstein, das katholische Bildungswerk, das Erzählcafè und private Veranstaltungen finden im Museum statt.
In der Zieglerwirtstube können auf Wunsch Getränke und Brotzeit ausgegeben werden, die in der historischen Küche gelagert werden.
Veranstaltung: „Kennen Sie das (weihnachtliche Brauchtum)?“
Bei dieser Veranstaltung wurden die unterschiedlichen Formen des weihnachtlichen Brauchtums präsentiert. Einmal handelt es sich um Bräuche, die große gemeinschaftliche Zusammenkünfte fördern; einmal sollen innere Ruhe und Besinnlichkeit unterstützt werden. Schon vor vielen hundert Jahren, als man nach der Ernte überlegen musste, wie denn das halbe Jahr Kargheit und Dunkelheit zu überbrücken sei, wurden Bräuche entwickelt, die bis in die heutige Zeit – in abgewandelter Form – beständig sind.
Was aus der Germanischen Sagenwelt Wotans Wilde Jagd an Unheil verursachen konnte, sollte durch Räuchern abgewendet werden. So werden heute noch in christlicher Tradition in den vier Rauchnächten zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar „Glüahtl“ oder Weihrauchkessel durch Haus und Stall getragen. Unter anderem sollen damit Gesundheit für Mensch und Tier erbeten werden, oftmals noch in Verbindung mit einem Gebet. Als Ersatz für einen Weihrauchkessel nahm man auch ein Holzkohlebügeleisen. Denn der Luftzug durch die Löcher ermöglichte ebenso gut eine tadellose Zelebration.
Dass die Kleinen von uns auch heute noch mühsam bis zum „Christkinderl“ warten können, ist allseits bekannt. Der protestantische Theologe Johann Hinrich Wichern erlebte das in seiner 1833 gegründeten Stiftung, die Straßenkinder ein Zuhause gab, mit. Um der kindlichen Ungeduld etwas entgegenzusetzen, fertigte er 1839 aus einem alten Wagenrad die Urform des späteren Adventskranzes. 24 Kerzen - darunter 20 kleinere rote und vier große weiße - sollten durch tägliches Anzünden einer weiteren Kerze das Zeitgefühl der Kinder fördern und ihnen das Warten erleichtern.
Der Brauch des „Anklopfagehns“ von Haus zu Haus an den Donnerstagen der Adventszeit, um Almosen für Bedürftige zu erbeten, ist heute ebenso noch erhalten. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war dies für einige sogar überlebensnotwendig. Wichtig war, dass die „Klopfageha“ einen Spruch aufsagten oder sangen und der Besuch mit Glück- und Segenswünschen für die Bauersleut‘ endete.
Mit einem „Klopfaspruch“ aus Seebruck wünsche ich Ihnen friedvolle Weihnachten!
Wir ziehen daher, spat in der Nacht,
Und wünsch ma dö Hausleut a gruahsame Nacht,
Mir wünsch ma an Bauan an goldenen Wagn,
Daß er mit der Bäurin in Himmi kon fahrn.
Mir wünsch ma der Bäurin vui tausadmoi Glück,
Daß eam koan Henndl, koa Haxerl obricht.
Mir wünsch ma an Roßknecht vui tausadmoi Glück,
Daß eam koa Roß am Howan dastickt.
Mir wünschn an Untaknecht vui tausadmoi Glück,
Daß eam bein Nachtgeh koa Loata zambricht.
Mir wünschn da Dirn a goldane Wiagn,
Und an kloan Buam soll’s a dazua kriagn.
Mir wünschn da Unterdirn vui tausadmoi Glück,
Daß ihr beim Abspüln koa Haferl net bricht,
Mir stengan scho lang auf’n eiskalten Stoa,
Hätt ma a Sackl zon Kletzn neitoa.
A Sackerl voll Kletzn und a Schüssl voll Birn,
Daß mir auf Weihnachtn a Kletznbrot kriang.
Mir hörn dö Schüssl scho aussaklinga,
Iatzt wird uns dö Bäuerin `s Kletznbrot bringa.
Iatzt pfüat dö Gott, Bäurin,
Mir müassn wieda geh,
Für dös, was ma kriegt ham,
Bedank ma uns schö.
Veronika Leopold
Stiftung Heimathaus Traunstein
Stadt- und Spielzeugmuseum Traunstein
Gefördert durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
„Klopfaspruch“ aus: Franziska Hager u. Hans Heyn, Drudenhax und Allelujawasser, Rosenheim 1975, S. 32.
Veranstaltung: „Kennen Sie das (noch)?“
Viele Gegenstände, die im Haushalt dienlich waren, kennen wir heute nicht mehr.
Ein paar davon aus dem Bestand des Heimathaus‘ werden an diesem Abend vorgestellt.
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
können Sie sich etwas unter einem Feuerbock vorstellen, oder einem Feuerhund? Eine tierische Angelegenheit also? Mitnichten.
Am 26. Oktober wurden bei einer Abendveranstaltung im Heimathaus Traunstein heutzutage eher unbekannte Haushaltsgeräte zum Thema gemacht. Das Heimathaus birgt eine große Anzahl an Gegenständen dieser Art. In Form eines Vortrages wurde mit den Besucherinnen und Besuchern eine Reise in die Vergangenheit angetreten. Da die Objekte vor Ort präsentiert wurden, konnte das Publikum auch Material und Größe aus nächster Nähe begutachten.
Es war ein sehr gelungener Abend, da unsere Gäste sich ganz auf das Thema einließen. Wie der eine oder die andere die Küchengeräte der Großmutter vor Augen hatte und so Bezüge zu den vorgestellten Objekten herstellte, war gut zu beobachten. Es ist kaum zu glauben,wie lange sich bestimmte Geräte bei der Feuerstelle und später am Herd behaupten konnten. So gibt es den oben genannten Feuerbock bereits seit der Eisenzeit (Abb. 1). Damals und bis ins 19. Jahrhundert wurden zwei Feuerböcke parallel auf die offene Feuerstelle platziert und die darüber quer gelegten Holzscheite angezündet. Auf diese Weise konnte das Holz gleichmäßig verbrennen. Oftmals wies der Feuerbock auch eine Vorrichtung für Spieße auf (siehe Abb. 1). In diesem Fall brannte unten das Holz, während oben das aufgespießte Fleisch händisch am runden Spieß gedreht wurde. Dieses Gerät wie auch Waffeleisen, Bettpfanne und Pfannenknecht wurden gezeigt und deren Geschichte nachgezeichnet. Wie eine „Rauchstube“ zu Ende des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat, dazu wurde Peter Rosegger zitiert. Bei der Verabschiedung wurde das von Henriette Davidis (1801-1876) erfundene Waffelrezept unseren Gästen mit auf den Weg gegeben. Vielleicht wagt sich jemand an das Experiment, damit Waffeln zu backen.
Wir freuen uns, dass Personen aller Altersstufen und auch jene mit Mobilitätseinschränkung die Veranstaltung besuchen konnten. Deshalb fand sie im Erdgeschoss des Museums mit barrierefreiem Zugang statt. Eine angepasste Rampe ermöglicht dies. Für Sitzgelegenheit war gesorgt. Wir hoffen weiterhin auf großes Interesse für die folgende Abendveranstaltung im Advent. Bitte verfolgen Sie unsere Ankündigungen.
Es grüßt Sie herzlich
Veronika Leopold
Stiftung Heimathaus Traunstein
Stadt- und Spielzeugmuseum Traunstein
Gefördert durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
In unregelmäßigen Abständen werden im Museum Bastelkurse oder Aktionen im Rahmen des Ferienprogramms der Stadt Traunstein (z.B. Salinensuchspiel 2019) veranstaltet.
Erzählcafè
Sehr beliebt sind auch die mehrmals im Jahr stattfindenden Abende des Erzählcafès, an denen Traunsteiner Bürger zu bestimmten Themen aus ihrem Leben erzählen.
Diese Veranstaltung findet in der ehemaligen Gaststube des Heimathauses, der Ziglerwirtsstube statt.
Hierzu ein Film aus dem Jahre 2012:
Das Bier und die Steuer
Das Traunsteiner „Aufschlag Truchl“
Der Fokus dieser Ausgabe gilt der „Aufschlag Truchl“ (Abb. 1), einer Truhe für die sogenannten Aufschlaggelder, womit die Verbrauchersteuer auf alkoholische Getränke gemeint ist. Vermutlich waren einst auch Dokumente für den von der Hofkammer genehmigten Bieraufschlag darin verwahrt. Sämtliche Aspekte dieses Objekts, das im II. Obergeschoss des Heimathaus‘ ausgestellt ist, betreffen die Bierstadt Traunstein. Von den ehemals sieben alteingesessenen Brauereien - später gab es noch einige Brauhäuser, die heute zum Teil nicht mehr bekannt sind (Auskunft von Stadtarchivar Franz Haselbeck) - stellen noch immer drei Brauereien wesentliche Säulen der heimischen Bierbraukunst dar. Des Weiteren erfolgte die Herstellung des „Truchls“ vor Ort und wird dem Maler Gregor Hueber zugeschrieben. Das kaum erkennbare Stadtwappen Traunsteins ist im Schriftzug involviert (Abb. 2) und weist diese Truhe als Exponat Traunsteiner Biergeschichte aus.
Mit dem Jahr 1543 wurde erstmals die Verbrauchssteuer für Alkohol - Wein, Met, Branntwein und importiertes Bier - im Herzogtum Bayern erhoben. Später, ab 1572 musste zum Leidwesen der ansässigen Bierbrauer auch das im Herzogtum gebraute Bier besteuert werden. Der eingezogene Anteil ging nicht an den Herzog, sondern an die „Landschaft“, das waren die Vertreter von Geistlichkeit, Adel und Bürgertum. Verwendet wurden die Einnahmen hauptsächlich zur Tilgung von Staatsschulden. Für die dafür angefertigte Truhe waren zwei unterschiedliche Schlösser vorgeschrieben, wofür nur der Aufschläger und der Gegenschreiber, dessen Rechnungsprüfer, einen Schlüssel hatten. Somit sollte unsachgemäßen Entnahmen aus der Truhe vorgebeugt werden. Auf unserer Aufschlagtruhe befinden sich diese Schlösser an der Vorderseite. Hergestellt wurde die Truhe im Jahr 1611, was zwischen den Schlössern abzulesen ist. Der dafür beauftragte Maler Gregor Hueber ist ab dem Jahr 1592 in Traunstein belegbar. Er ehelichte die Tochter des Werkstattleiters Martin (Nachname unbekannt), der im Jahr 1594 verstarb. Somit waren die Voraussetzungen für das Bürgerrecht gegeben, welches Hueber im selben Jahr verliehen wurde. Seine Niederlassung hatte er am „Oberen Tor“, dem einstmals westlichen Zugang zum Stadtkern, in nächster Nähe des heutigen Stadt- und Spielzeugmuseums. Geführt wurde die Werkstatt als „Familienbetrieb“, in dem auch die Schwiegermutter beim Anreiben der Farben half. Unter anderem schuf Hueber im Jahr 1611 das Holzepitaph für den Traunsteiner Bürgermeister Hans Schächner, das sich in der damaligen Pfarrkirche in Haslach befindet - im Jahr 1851 wurde der Pfarrsitz von Haslach nach St. Oswald in Traunstein verlegt. Auch die im Juli hier vorgestellte „Schandmaske“ wird Gregor Hueber zugeschrieben.
Die Aufschlagtruhe schildert die Darstellung einer Qualitätsprobe, vermutlich handelt es sich um die kommunale Bierbeschau. So wurde auf Grundlage dieser Bewertung der Schankpreis festgesetzt. Rechts im Bild stehen zwei Beamte hinter einem liegenden Fass. Der „Visierer“ mit der Messlatte - die sogenannte Visierrute - in der Hand, öffnet das Fass. Sofort springt ein Bierstrahl senkrecht hoch. Der „Aufschläger“ rechts außen notiert das Ergebnis. Zwei weitere Männer dürften soeben den Gerstensaft verkostet haben und fassen sich an den Kopf. Humorvoll wird hier eine Situation präsentiert, wie sie der eine oder andere Amtmann seinerzeit wohl erlebt hat. Dass dieses Bild die Qualitätsprüfung von Wein zeigt, ist unwahrscheinlich, da eine Weinbeschau zumindest in den herzoglichen Landes- und Polizeiordnungen von 1553 und 1616 nicht vorgesehen war.
Im Jahr 1854 fertigte Joseph Kramer eine Kopie der Darstellung auf Papier an. Auch diese befindet sich in den Ausstellungsräumen des Heimathaus‘.
Literatur: Nadler, Michael, Reinheitsgebot und Staatssäckel. In: Bier in Bayern, hrsg. v. Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Cindy Drexl u.a., Kat. zur Bayerischen Landesausstellung 2016, Regensburg 2016, S. 156.
Rosenegger, Albert, Traunsteiner Maler zwischen Renaissance und Barock. 1. Teil: Die Huebersche Werkstatt am Oberen Tor. In: Jahrbuch 2021 (Historischer Verein für den Chiemgau zu Traunstein), 33. Jg., Traunstein 2021, S. 153-171.
Veronika Leopold
Stiftung Heimathaus Traunstein
(November)
Gefördert durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Veranstaltung: „Kennen Sie das (weihnachtliche Brauchtum)?“
Weihnachtliche Bräuche und Rituale haben eine lange Geschichte. Bei unserer abendlichen Veranstaltung soll - auch anhand ausgewählter Exponate - eine kleine Einführung zur Entstehung des Brauchtums geboten werden.
Ort: Heimathaus Traunstein, Stadtplatz 2-3, Erdgeschoss
Zeitpunkt: 14.12.2022, 18 Uhr (bis ca. 18,45 Uhr)
Eintritt: kostenlos
Der Saal ist barrierefrei zugänglich. Für Sitzgelegenheit ist gesorgt.
Wenn Sie Fragen haben: Tel. 0160 7631038.
Auf einen stimmungsvollen Abend freut sich Veronika Leopold.